Ebenfalls eher zu vermeiden ist der schwule beste Freund als Wingman (es sei denn, er kommt tatsächlich hetero rüber): Der angesprochene Kerl könnte sich von eurem Kumpel angebaggert fühlen und die Schutzschilder hochfahren (oder sich für ihn interessieren, dann habt ihr auch Pech gehabt). Und andererseits wirken Frauen, die pärchenhaft mit ihrem schwulen besten Freund durch die Kneipen ziehen, oft ein bisschen needy oder zu sehr auf Männerfang bedacht, um weibliche Konkurrenz ertragen zu können.
Nun habt ihr verschiedene Möglichkeiten, euren Kumpel als Lockvogel einzusetzen. Zum einen kann er direkt die Kerle ansprechen, die euch interessieren, ohne dass es wie Anbaggern aussieht. Ein Beispiel: In meiner Stammkneipe trat ein ziemlich heißer Gitarrist auf – aber wie sollte ich an ihn rankommen, ohne wie ein Groupie zu wirken? Also schickte ich Florian vor, der sich natürlich ausschließlich für die Musik interessierte. Nachdem die beiden ein wenig gefachsimpelt hatten, umfasste er meine Schulter und sagte: „Hey, kennst du schon Catherine? Sie hat ne echt tolle Stimme – ihr solltet mal was zusammen singen! Ach, und gib mir doch mal deine Nummer, dann kann ich dich nach eurem nächsten Konzert fragen.“
Damit hatte Flo also nicht nur das Eis gebrochen, sondern mit auch gleich seine Telefonnummer beschafft, falls nicht gleich am Abend was laufen sollte. Tatsächlich hat die „ich-sing-was-du-spielst“-Masche schon verdammt oft funktioniert – allerdings ist die ja jetzt auch nicht für jede geeignet, und an besagtem Abend hatten wir keine Gelegenheit mehr dazu. Jedenfalls kam ich mit meinem geilen Musiker ins Gespräch und konnte meine üblichen Taktiken anwenden...
So war's bei uns: An einem abgelegenen Tisch saß ein Kerl, der mir von Weitem gut gefiel. Also ging ich hin und fragte ohne weitere Einleitung: „Hey, was studierst du?“ Er guckte etwas verwirrt. „Informatik, warum?“ „Ach, mein Kumpel Flo und ich haben gewettet, ob du Geistes- oder Naturwissenschaftler bist. Ich war für ersteres. Na, was soll's, bin wohl doch kein so guter Menschenkenner.“ Und weg war ich. Denn aus der Nähe war seine Blässe ziemlich picklig, und er klang irgendwie quäkig. Musste nicht sein. Hätte er mir nach dem kurzen Check besser gefallen, wäre der zweite Teil des Dialogs natürlich anders verlaufen, vielleicht so:
„Ha, ich wusste es! Habe auf den ersten Blick gesehen, dass du ein Technikfreak bist!“ - „Was, woran sieht man das denn??“ - „Naja, ich interessiere mich eben für Menschen... Gib mir mal kurz deine Hand!“
Was passiert, wenn ich jemandem aus der Hand lese, ist ja schon bekannt (das sollte wirklich jede PUA-Lady ein bisschen beherrschen – es ist einfach eine geniale Anbahntaktik).
Weitere Möglichkeiten, den besten Freund einzusetzen, sind:
- sich zusammen über ihn lustig machen (ja, ist gemein, schafft aber Gemeinsamkeit, und Lachen und Lust liegen nah beieinander – außerdem ist euer Freund ja eingeweiht)
- im Gegenteil: sich in seiner Abwesenheit positiv über ihn auslassen, zeigen, wie wichtig dir deine Freunde sind, und was du doch für ne tolle Persönlichkeit hast
- dich von ihm belästigen lassen und von deinem Traumtypen gerettet werden (wie im anfangs beschriebenen Szenario, nur umgekehrt)
- ihn zur Informationsbeschaffung einsetzen (hat der Kerl ne Freundin, taugt der überhaupt was, etc.)
- ganz kumpelig zu dritt in deine Wohnung gehen, nur dass euer Freund plötzlich dringend weg muss...
Go Girl, go!
Eure Catherine